Tip gefällig?
In Japan darf man kein Trinkgeld geben - und zwar niemals: Nicht dem Taxifahrer und nicht der Bedienung im Café. Man geht davon aus, dass der ausgeschriebene Preis ein gerechtfertigter sei. Japaner bekommen ihren Lohn - Alles andere wäre dann wohl eine Beleidigung. "Lonely Planet Japan" empfiehlt daher: "However, if you feel your maid at a top-flight ryokan* has given service surpassing that of a fairy godmother, you can leave her a small present, perhaps a souvenir of your home country." [Japan. Lonely Planet Publications Pty Ltd. Hawthorn, Australia 1991. S.68]
Ich werde daran denken, falls ich mich einmal in einer solchen "ryokan" befinden sollte, auf jeden Fall genug "Rippsche" und "Äbblwoi" einzupacken - In der Hoffnung, dass "the fairy godmother" mein Geschenk aus der "Heimat" mögen wird.
In Deutschland ist Trinkgeld aber üblich. 10%, so sagt man, seien angemessen. Auf freiwilliger Basis natürlich.
In den USA hingegen rennt "the fairy godmother", insofern man in diesem Falle noch davon sprechen kann, dem Kunden auch 4 Blocks hinterher, wenn dieser ihr kein, oder auch zu wenig, Trinkgeld hat zukommen lassen.
Schließen wir daraus, dass die Amerikaner keinen Lohn bekommen und überhaupt eine arbeitnehmerfeindliche Gesellschaft sind. Wäre es nicht schön, wenn die japanische Trinkgeld-Tradition zu einem Paradigma für westliche Arbeitgeber würde?
Dies bedeute für Arbeitnehmer, dass sie nicht mehr abhängig seien von gutem Wetter oder den Launen der Kundschaft. Und für mich bedeutete dies, dass man mich in einem Selbstbedienungslokal (!) nicht mehr schräg anschaute, weil ich für einen Wein, der 1,80 € kostet, keine 2 € (mit Trinkgeld) bezahlen möchte. Würde ich 2 € für ein Getränk zahlen wollen, so würde ich ein Bier trinken, nicht den Hauswein.
Zweifelsfrei könnte ich mir dann jedenfalls sicher sein, dass man mich nicht wegen eines Mangels an Trinkgeld so beaugenscheinigte - Vielleicht weil sich die Servicekraft fragte, welchen Zweck all die "Rippsche" in meiner Tasche erfüllen?
Doch ist ein solches Lohnmodell, nach japanischem Vorbild, wohl auch nur in einer japanischen Gesellschaft, geprägt von Stolz und Etiquette, denkbar. Schade eigentlich.
*ryokan: eine einfache, landestypische Herberge
*ryokan: eine einfache, landestypische Herberge

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