haruki murakami und ich

Saturday, July 15, 2006

trauer

jeden morgen aufwachen und daran denken, dass eine geliebte person nicht mehr da ist. lernen, arbeiten, essen, schlafen, leben - und immer wieder daran denken.
aber dieser gedanke ist überhaupt gar nicht fass- oder begreifbar. ist es mehr als die schwere des satzes selbst, die traurig stimmt? "nicht mehr da." das bedeutet auch, dass jemand nie wieder zurückkehren wird; das bewusstsein darüber löst einen merkwürdigen schmerz aus: nicht wie der stechende schmerz, wenn man aufs knie fällt. anders, man muss nicht weinen; man ist gefangen in einer art seifenblase. sie umgibt einen in manch stillen momenten. in ihr steht die zeit still - kein vor und kein zurück. sie isoliert von der welt.
eine unsichtbare, schwebende wand ist etwas ähnlich unfassbares wie eine seifenblase. kein anderer kann sie sehen. einsamkeit. ein leiser schmerz, gleichzeitig laut. alle geräusche strömen auf einen herein, man versteht nicht was sie bedeuten. in der tiefe der seele nimmt man die welt nur als geräusch wahr.

und warum trennt freud melancholie von trauer? man solle trauerarbeit leisten, damit man alles möglichst schnell hinter sich lasse; somit verarbeitet habe, um dann wieder zurück zum alltag kehren zu können. melancholie allerdings, sei ein defizit an geleisteter trauerarbeit: trägheit, starre, das befinden eines selbst in einer seifenblase – abgeschottet von der welt. verachtenswert. neurotisch.
aber es ist doch auch menschlich, oder? als ob es so etwas wie eine vorbildliche trauer gäbe. so wenig wie man den tod begreifen kann, so wenig kann man begreifen was (in diesem falle) melancholie bedeutet, so wenig kann man sie behandeln. ich denke, dass es eine angemessenheit dessen gibt, was freud als melancholie versteht
„ein weg in die erkenntnis der verlorenheit“ schreibt die Zeit über murakami - und erklärt damit ganz empfindsam das wesen der melancholie.

in bezug auf haruki murakami: Wilde Schafsjagd. Hard Boiled Wonderland. Mister Aufziehvogel. mit der zeit kommt man durcheinander. es geht bei murakami oft um verlusterfahrungen.

Sigmund Freud: Trauer und Melancholie Auszug bei moodle
Zeit: http://www.zeit.de/2005/17/SM-Murakami?page=1

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