haruki murakami und ich

Thursday, April 27, 2006

Vor verschlossenen Türen

Die "Ausstellung" im Seezeit Service Center: Also über den Wert dieser Bilder möchte ich an dieser Stelle gar kein Wort verlieren; mich viel eher darüber echauffieren, was die Damen und Herren von Seezeit in ihrem Magazin als "Manga-Ausstellung" titulieren: Nämlich vier 60cm x 60cm Acryl-Malereien, welche fortan die Wände hinter dem Schreibtisch des Mannes zieren, dessen Aufgabe es ist, den Satz "Wenn Sie Fragen zum Thema BAföG haben, so wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Beratungsperson der BAfögG-Stelle im Industriegebiet" zu sagen.

Mit der hehren japanischen Manga Kunst hatte dies, wie ich finde, recht wenig zu tun. Auch brachte es mich auf meiner Suche nicht weiter als meine assoziativen Beschreibungen Japans in meinem Alltag.
Das nächste mal mehr Inhalt!

Wednesday, April 26, 2006

Japan vor der Tür

Japan lauert überall. Es ist bereits ein Spleen geworden: Überall glaube (oder besser hoffe) ich etwas Japanisches zu entdecken. Wenigstens ein kleines Stück Japan, welches mir auf meiner Suche behilflich sein könnte.
Ich erwarte ja gar nicht, auf Anhieb ein ganzes Volk zu verstehen oder zur Hobby-Japanologin zu mutieren.

Höre ich durch das geöffnete Fenster den Schreiner im Hinterhof seinem Lehrling "Bringschde bidde ä bissle von dem japanische Kirschholz mit!" zurufen, so schalten sich meine japankonditionierten Ohren auf Empfang. Wann immer ich gefragt werde "Und was machst Du?" antworte ich, ich sei gerade auf der Suche nach Japan. Von fragenden Blicken lasse ich mich bei der Suche nach meinem "Land des Lächelns" nicht beeindrucken. Jeden Beipackzettel studiere ich ganz aufmerksam in der Hoffnung, die japanischen Kanchis von chinesischen oder anderen asiatischen Schriftzeichen unterscheiden zu können.

Doch ich habe soeben tatsächlich ein Stück Japan entdeckt - und zwar hier in der Universität.
Im Seezeit Service Center ist derzeit von 9.30 bis 15.30 eine Manga-Ausstellung zu bewundern.
Da es jetzt bereits kurz nach 16.00 ist, wird der Gang dorthin morgen mein Erster hier an der Universität werden.

Friday, April 21, 2006

Der 20. April

Der 20. April. Der Geburtstag meines Katers. Stolze 16 Jahre zeigt seine Lebensuhr mittlerweile an. Er bekommt von mir keine Geschenke; auch habe ich ihn gestern nicht angerufen. Doch denke ich jedes Jahr an seinen Geburtstag. Dass sich dieses Datum allerdings so sehr in mein Bewusstsein brannte, ist sicherlich nicht allein der Verdienst Heinrichs, des Katers:

Vielmehr der eines kleinen Mannes. Der 20. April ist auch Hitlers Geburtstag.
Auch wenn dieses Datum, um postmortale Huldigungen zu vermeiden, in keinem Geschichtsbuch auftaucht – es ist allseits bekannt. Nicht zuletzt dadurch, dass einige Unverbesserliche meinen, an diesem Tag die Flagge des „Nationalen Widerstandes“ hissen zu müssen, oder dieses Datum für so manch andere Dummheit zu nutzen.

Ich behaupte nun einfach einmal von mir, im Geschichtsunterricht mehr verstanden zu haben als dieser Personenkreis.
Denn in einem Mangel an historischer Information sollte ein solches Verhalten nicht begründet liegen:

In Deutschland gibt es Bücher, Filme und wissenschaftliche Artikel en masse über den Holocaust und jüdische Schicksale; die Westfront, die Ostfront; die Machtergreifung, die Landung der Alliierten in der Normandie; Hitlers Eliteschulen, den Widerstand; den Luftkrieg oder Stalingrad - und dank Guido Knopp sind uns auch Hitler, der Privatmann, Vegetarier und Schäferhundliebhaber ein Begriff.

Am Rande der Vergangenheitsbewältigung eines Tätervolkes bleibt fast unerwähnt, dass wir bei all diesem Blutbad ja nicht ganz alleine waren. Da gab es doch noch so was wie die weniger bedeutenden Satellitenstaaten Bulgarien und Kroatien oder etwa den einstigen Verbündeten Finnland, der Deutschland im März 1945 doch noch den Krieg erklärte - und natürlich die Achse „des Bösen“, Berlin-Rom-Tokio.

Scheinbar war es in den 1930ern völlig normal, Berlin und Tokio in einem Atemzug zu nennen. Oder sollte es das Selbstverständnis überhaupt sein, in einem prä-globalisierten Zeitalter, einen Verbündeten im Ostpazifik zu haben?

Mich machte das eher stutzig! Da gibt es ein Stück deutsch-japanische Geschichte, welches im Schulunterricht oder im allgemeinen Kulturgeschehen vielmehr als Randinformation oder als Gimmick für eventuelle „Wer wird Millionär“-Auftritte präsentiert wird.

Warum weiß ich nichts darüber, wie diese deutsch-japanischen Beziehungen zustande kamen? Warum fällt mir zu den Begriffen Hiroshima und Nagasaki nicht viel mehr ein, als dass der Pilot Paul Tibbets das Flugzeug, mit welchem später die Atombombe über Hiroshima abgeworfen werden sollte, auf den Namen seiner Mutter Enola Gay taufte? Auch weiß ich noch, dass diese Atombombe „Little Boy“ und die zweite, welche über Nagasaki abgeworfen wurde zynischerweise „Fat Man“ hieß. Doch was hat das Ganze mit Deutschland zu tun? Trägt Deutschland an diesen Gräueltaten auch eine gewisse Schuld? Oder sind diese nur unmittelbar mit den USA und Pearl Harbour verknüpft? Warum befasst sich kein Autor mit einem deutsch-japanischen Teil des Kriegstraumas, sondern ist das einzig mir bekannte literarische Werk, welches sich mittelbar mit diesem Thema befasst ein Comic namens „Barfuß durch Hiroshima“?

Antworten auf die Fragen, warum deutsch-japanische Geschichte so wenig Beachtung findet, ob Enola Gay stolz auf ihren Sohn war und warum Guido Knopp keine Dokumentation über den „Tenno – ganz privat“ machte, fand ich nicht.
Doch so manche Bildungslücke ist nun geschlossen.

Mein Dank und meine Empfehlung an all diejenigen, die ebenfalls klaffende Lücken bezüglich deutsch-japanischer Geschichte entdecken, gilt folgenden Internetpräsenzen:

Friday, April 07, 2006

Itchy feet

Im Hinterhof liegt Schnee. Ich frage mich ob dies an einem 7. April zu rechtfertigen ist?
Doch seit ich begriffen habe, dass die Wahrscheinlichkeit Petrus einmal des nachts in einer stillen Seitenstraße anzutreffen und somit eventuell Einfluss auf das Wetter nehmen zu können relativ gering ist, habe ich meine eigene Strategie gegen schlechtes Wetter:

Ich habe itchy feet: Itchy feet soll nicht etwa heißen, dass ich mir im Schwimmbad einen unangenehmen Pilz zugezogen habe. Nein, Itchy feet bedeutet soviel wie Fernweh. Und was hilft dagegen besser als reisen? Doch da Reisen dorthin, wo man an einem 7. April ein zu rechtfertigendes Wetter antrifft, selten zu realisieren sind, mache ich es wie die Mönche früher: Ich reise in Gedanken.

Mein Flugticket hierfür sind Reiseführer - oder Vorzugsweise „Merian Hefte“. Diese sind nämlich keine klassischen Reiseführer, sondern vermitteln anhand vieler bunter Bilder und Anekdoten von Dortgewesenen einen Eindruck des Zielgebietes. Die Karten in „Merian Heften“ sind für eine tatsächliche Reise sowieso nicht zu gebrauchen, da die vorgeschlagen Touristen-Touren immer so dick eingezeichnet sind, dass man den Straßenverlauf gar nicht mehr erkennen kann.

So habe ich schon einige schöne Reisen unternommen. In Kuba war ich schon zwei mal. In Rom kann ich Giancarlos kleine Trattoria, nähe der Tiberinsel im ehemaligen jüdischen Ghetto nur empfehlen.

Und was böte sich für meine heutige Reise -da die gestrige Suche nach Japan in meinem Leben von eher mäßigem Erfolg gekrönt war- mehr an als Japan? Da ich ja weiß, dass das Semester bald beginnt und ich noch immer keinen Haruki Murakami gelesen habe, kann ich das geschickt verbinden und mir auch gleich einen „Kafka am Strand“ oder irgend ein anderes Buch von ihm zulegen. Ich laufe zum Buchhandel.

Dort angekommen winkt es mir schon aus der Entfernung zu: Auf einem Verkaufstisch vor dem Laden liegt das Buch „Gefährliche Geliebte“ aus. Sieht aus wie ein rosafarbenes Knallbonbon und ist zum Sonderpreis von 10 €uro in der Brigitte-Edition, ausgewählt von Elke Heidenreich, zu erwerben.


Die Brigitte-Edition - ausgewählt von Elke Heidenreich? Ist das so etwas wie die literarische Stiftung Warentest für EMMA-Abonentinnen? Nero Corleone brachte mich wirklich zum schmunzeln, und durch die schnoddrige Metzgergattin Else Stratmann wurde mir auch Wanne-Eickel ein Begriff, aber sonst? Sind in Elke Heidenreichs Büchern nicht meist Frauen um die 50, welche 68-Idealen hinterher hängen und deren erotische Beziehungen im Detail beschrieben werden die Protagonistinnen? Ich muss dabei an meine Eltern denken – und verdränge diesen Gedanken wieder. Hin zu Haruki Murakami.

Doch ich bin skeptisch, ob ich auf das Urteil dieser Frau vertrauen kann? In einem beiliegenden Faltblatt lobt sie das Buch sehr. Nennt Murakami einen „Kultautor“ und „Gefährliche Geliebte“, den für sie „schönsten Roman“ Murakamis. Sie schreibt auch, dass das Buch kein “happy end“ habe. Ich frage mich, ob man den Ausgang eines Romans vorneweg verraten darf? Mir persönlich macht das nichts: Aus der Besorgnis heraus, sterben zu können ohne zu wissen, wie ein Buch endet, lese ich prinzipiell immer zu erst die letzte Seite eines Romans.

Elke Heidenreich scheint es egal zu sein, ob die Brigitte-Leserinnen das genauso sehen; außerdem rezensierte sie nicht „Murakami gehört zu den ganz großen Literaten unsere Zeit“. Das macht sie mir sympathisch.

Ich kaufe das Buch. „Merian Japan“ ist leider nicht verfügbar.

Thursday, April 06, 2006

Vom Suchen und Finden Japans

Wie suche ich etwas, von dem ich nicht einmal genau weiß, was es ist? Und vor allem, wo sollte ich diese Suche beginnen?
JAPAN: Nicht mehr - nicht weniger als diese fünf Buchstaben.

Mache ich es, wie die großen und kleineren Literaten und Denker und beginne die Suche in meinem eigenen Leben:

Freud hätte bestimmt eine frühkindheitliche Erinnerung an Japan gehabt. Alexa Henning von Lange hätte bestimmt ein prägendes Japanerlebnis während ihrer Konfirmandenzeit gehabt.

Und ich? Bin weder ein großer Denker, noch ging es während meiner Konfirmandenzeit um Japan.
Aber es ging um Fisch: Um Jonas im Bauch des Walfisches zum Beispiel.

Fisch – soviel weiß ich – mögen die Japaner auch. Aber anders als wir Westeuropäer essen die Japaner ihren Fisch roh. Sie packen ihn in Seetang und nennen das ganze dann Sushi.

Wikipedia schreibt, dass Feuer ein wichtiger Schritt in der Entstehung menschlicher Kulturen und Zivilisationen sei, und dass der Frühmensch das Feuer bereits vor etwa 790.000 Jahren kontrolliert genutzt habe.

Und die Japaner - wissen nichts von der kontrollierten Nutzung des Feuers; haben etwa keine Kultur? Oder doch? Eine andere wohl; da bin mir sicher. Sushi-Kultur vielleicht.

Hatte ich erwähnt, dass ich Fisch nicht ausstehen kann? Aber damit bin ich wohl alleine. Die Sushi-Kultur hat mittlerweile auch bei uns Einzug gehalten. Und Sushi essen ist hip! Anscheinend haben die lachsfarbene Polohemden- und weiße Slippers-Träger unserer Kommunikationsgesellschaft ein erneutes Bedürfnis danach, an einem Fließband zu sitzen.

Japan ist wohl sprichwörtlich in aller Munde. Aber ich für meinen Teil komme mit Fisch nicht weiter...

Mit Geflügel vielleicht. Genauer gesagt mit einem Cyber-Küken namens Tamagotchi.

Vor etwa zehn Jahren war ich stolze Tamagotchi-Mama. Und auch wenn ich damals nicht realisierte, dass all diesen Küken die gleichen Algorithmen zu Grunde liegen - die Suggestion, dass es ein einzigartiges Lebewesen sei, welches nur mich als Kükenmama akzeptierte, funktionierte wunderbar.

Ganze 15 Tage lang - dann war es tot. Bin ich nicht nachts um drei aufgestanden, um die Tasten A, B oder C zu drücken? Habe ich nicht alles für das nicht stubenreine Balg getan? Reanimationsversuche zwecklos.

Ich musste mich von meiner Vorstellung des ewigen Kükenlebens verabschieden. Wer weiß, ob ich jemals wieder solche Muttergefühle empfinden kann? Und wenn nicht? Darf ich dann Japan die Schuld daran geben?

Vielleicht muss ich nur genauer suchen um Japan zu finden. Ein Japan welches keine kindheitlichen Traumata auslöste.
Vielleicht auch doch nicht in meinem Leben...

Wednesday, April 05, 2006

Im Anfang war das html

Aller Anfang ist ja bekanntlich schwer. Doch ein Blog ist eingerichtet.
Ich bin motiviert und zuversichtlich, dass alles Andere sich ebenfalls bewältigen lassen wird.

Und so werde ich mich nun auf die Suche nach meinem Japan begeben...