Der Blog, Murakami, die Recherche, das Schreiben, das Seminar, die Kommunikation... 20 Beiträge später
Nun also doch. Schweren Herzens musste ich mich mangels Zeit dazu entschließen, die angefangenen Blog-Beiträge, die auf C:\Temp\Uni\Japan schlummern, an den Nagel zu hängen. Mich persönlich ärgert es besonders, die noch fehlenden Beiträge zur Arbeit in Japan, einen Beitrag zum Trauma der Geschichte in Mister Aufziehvogel und der Frage danach, ob Japaner an einem Lolita-Komplex leiden, oder warum vorzugsweise Mädchen mit Zöpfen, Schuluniformen und großen Brüsten die Protagonistinnen in Animes sind, niemals vollendet zu haben. Weil ich Dinge gerne zu Ende bringe, Perfektionist bin. Schade ist auch, dass ich niemals etwas über Murakamis Kurzgeschichte Schlaf geschrieben habe, obwohl mich diese sehr faszinierte.
Überhaupt wurde Murakami in meinen Blog-Beiträgen eher selten thematisiert, benannte ich diesen Blog doch in den letzten Semesterferien ganz vorlaut nach ihm. Murakami war eher eine Begleitlektüre auf meiner Suche nach Japan. Ich bin sicherlich zu einem Fan seines Schreibens geworden, doch bot er mir wenig Anknüpfungspunkte auf meiner Suche nach Japan. Was genau ich suchte oder auf welche Fragen ich mir Antworten erhoffte, das weiß ich auch jetzt nicht genau. Murakami allerdings entsprach irgendwie nicht meinen Antizipationen, die ich an ihn, an Japan, an das Seminar stellte.
An dieser Stelle einen Aufruf in eigener Sache: Ich weiß, dass ich „Der Elefant verschwindet“, als auch „Darum nerven die Japaner“ verliehen habe, allerdings nicht mehr an wen. Doch hätte ich die Bücher irgendwann gerne wieder ;-)
Im Ganzen kann ich sagen, dass der Blog nicht wirklich repräsentativ für die Auseinandersetzung mit Japan ist. Nicht nur, dass es eine Menge angefangener Blogbeiträge auf meiner Festplatte gibt, es gibt auch massig Themen, mit denen man sich beschäftigte, die aber überhaupt nicht zur Sprache kamen:
Ein Freund, der mir Hagakure 1+2, Die Kunst des letzten Augenblicks – Todesgedichte japanischer Zenmeister, Miyamoto Musashis Fünf Ringe, als auch den Roman Musashi (welcher sich den Abenteuern Musashis und seines Gefährten Matahachis als auch einer unheimlich kitschigen Liebesgeschichte annimmt) auslieh, wird nun sicherlich enttäuscht sein, dass er niemals einen Beitrag dazu lesen konnte.
All die japanischen Filme, welche ich im letzten Semester sah, wurden niemals erwähnt. So werden stepptanzende Japaner ebenso wie die theoretische Kenntnis über einen Schwertkampf unter Allgemeinwissen verbucht. Schließlich ist Wissen Macht – scheinbar unnützes Wissen sowieso. Jedenfalls gab es eine Reihe gescheiterter Unterfangen, die vielleicht eher indirekt im Kontakt zum Seminar stehen:
Vor Wochen fing ich an, einen Manga zu zeichnen, welcher die Suche nach Japan irgendwie visualisieren sollte - nun aber in einer anderen Realität, inmitten eines Kampfes der Protagonistin mit einem geisterhaften Monster, versickert ist.
In der 12. Klasse hatte ich ein Stipendium an einer Sprachschule in Florenz; Teil dieses interkulturellen Programms war es, 10 Mädchen aus 10 Ländern sich eine Wohnung (und vor allem ein Bad) teilen zu lassen. Also hatte ich während dieser Wochen dort auch eine japanische Mitbewohnerin namens Rie. Da in meiner Erinnerung der letzten drei Jahre von Rie nicht viel übrig blieb (lediglich der Gedanke, dass sie quasi täglich Tunfisch aus der Dose mit einem Brei aus Banane und Sojasoße aß) und wir eher losen Kontakt pflegten, dachte ich mir, ich könne ihr einen Brief schreiben; Ein paar Fragen zu Japan stellen, mit meinen im Laufe des Seminars erworbenen kläglichen Brocken Japanisch protzen, sie fragen, wie’s so geht... Leider hat Rie meinen Brief bis dato nicht beantwortet - was ich ihr nicht verübeln kann. Wobei mir auffällt, dass ich augenscheinlich gelogen habe, als ich zu Beginn sagte, dass ich niemals merklichen Kontakt zu Japan hatte. Oder sagen wir besser, ich hatte es ‚vergessen’.
Strukturiertes Arbeiten, das ist etwas, was ich wohl noch lernen muss. Nicht nur, dass ich Beiträge schreibe, die ich nicht zu Ende führe, auch dass ich Sätze bilde, die kein Ende nehmen. So war, was das Schreiben anbelangt, das Seminar eine tolle Übung.
Und das Seminar als solches? Regelmäßig am Ball bleiben, die Augen offen halten dafür, was für den nächsten Beitrag interessant sein könnte - anstatt sich einfach in den Seminarraum zu setzen und zu hoffen, dass die Zeit bald vorüber geht, die Anwesenheit als überflüssig empfinden, insofern keine Unterschriftenliste im Umlauf ist und sich irgendwann mit einer Hausarbeit quälen. Dass es nicht so ablief, dies war in der Tat eine angenehme Abwechslung zum universitären Standartbetrieb. Dass das Thema Japan für mich irgendwann zu einem Selbstläufer wurde, ich einfach unheimlich neugierig wurde, unbedingt wissen wollte, was wie zusammenhängt, sich wie bedingt, welche Aspekte, Intertextualitäten bei einem bestimmten Thema mit hineinspielen, kam dann erfreulicherweise hinzu.
Zu dieser positiven Kontinuität hat sicherlich auch die sich herausbildende Inter-Blog-Kommunikation, die nicht nur über die Comment-Funktion ausgeübt wurde, beigetragen. Dank Annas Blog weiß ich nun wahrscheinlich mehr über Japanische Kunst als über jede Andere. Kurios empfand ich auch, dass ich bei der Recherche über „Arbeit in Japan“ irgendwann bei Google auf meinen eigenen Blog stieß.
In einem Zeitungskommentar habe ich einmal gelesen, dass jeder, der einen Blog besitze, sich gleichzeitig für einen guten Journalisten halte. Nun bin ich weit entfernt von dem Gedanken, ein guter Journalist zu sein - geschweige denn, überhaupt ein Journalist zu sein. Doch die Quintessenz dieser Aussage kann auch ich unterschreiben. Allein die Tatsache des regelmäßigen Schreibens impliziert eine (wenn auch nicht vorhandene) Zuhörerschaft. Der Blog gaukelt vor, irgendwen interessiere die Trivia, die man so von sich gibt. Dies ist a) natürlich verheerend und b) unheimlich gut für das Selbstwertgefühl.
Überhaupt wurde Murakami in meinen Blog-Beiträgen eher selten thematisiert, benannte ich diesen Blog doch in den letzten Semesterferien ganz vorlaut nach ihm. Murakami war eher eine Begleitlektüre auf meiner Suche nach Japan. Ich bin sicherlich zu einem Fan seines Schreibens geworden, doch bot er mir wenig Anknüpfungspunkte auf meiner Suche nach Japan. Was genau ich suchte oder auf welche Fragen ich mir Antworten erhoffte, das weiß ich auch jetzt nicht genau. Murakami allerdings entsprach irgendwie nicht meinen Antizipationen, die ich an ihn, an Japan, an das Seminar stellte.
An dieser Stelle einen Aufruf in eigener Sache: Ich weiß, dass ich „Der Elefant verschwindet“, als auch „Darum nerven die Japaner“ verliehen habe, allerdings nicht mehr an wen. Doch hätte ich die Bücher irgendwann gerne wieder ;-)
Im Ganzen kann ich sagen, dass der Blog nicht wirklich repräsentativ für die Auseinandersetzung mit Japan ist. Nicht nur, dass es eine Menge angefangener Blogbeiträge auf meiner Festplatte gibt, es gibt auch massig Themen, mit denen man sich beschäftigte, die aber überhaupt nicht zur Sprache kamen:
Ein Freund, der mir Hagakure 1+2, Die Kunst des letzten Augenblicks – Todesgedichte japanischer Zenmeister, Miyamoto Musashis Fünf Ringe, als auch den Roman Musashi (welcher sich den Abenteuern Musashis und seines Gefährten Matahachis als auch einer unheimlich kitschigen Liebesgeschichte annimmt) auslieh, wird nun sicherlich enttäuscht sein, dass er niemals einen Beitrag dazu lesen konnte.
All die japanischen Filme, welche ich im letzten Semester sah, wurden niemals erwähnt. So werden stepptanzende Japaner ebenso wie die theoretische Kenntnis über einen Schwertkampf unter Allgemeinwissen verbucht. Schließlich ist Wissen Macht – scheinbar unnützes Wissen sowieso. Jedenfalls gab es eine Reihe gescheiterter Unterfangen, die vielleicht eher indirekt im Kontakt zum Seminar stehen:
Vor Wochen fing ich an, einen Manga zu zeichnen, welcher die Suche nach Japan irgendwie visualisieren sollte - nun aber in einer anderen Realität, inmitten eines Kampfes der Protagonistin mit einem geisterhaften Monster, versickert ist.
In der 12. Klasse hatte ich ein Stipendium an einer Sprachschule in Florenz; Teil dieses interkulturellen Programms war es, 10 Mädchen aus 10 Ländern sich eine Wohnung (und vor allem ein Bad) teilen zu lassen. Also hatte ich während dieser Wochen dort auch eine japanische Mitbewohnerin namens Rie. Da in meiner Erinnerung der letzten drei Jahre von Rie nicht viel übrig blieb (lediglich der Gedanke, dass sie quasi täglich Tunfisch aus der Dose mit einem Brei aus Banane und Sojasoße aß) und wir eher losen Kontakt pflegten, dachte ich mir, ich könne ihr einen Brief schreiben; Ein paar Fragen zu Japan stellen, mit meinen im Laufe des Seminars erworbenen kläglichen Brocken Japanisch protzen, sie fragen, wie’s so geht... Leider hat Rie meinen Brief bis dato nicht beantwortet - was ich ihr nicht verübeln kann. Wobei mir auffällt, dass ich augenscheinlich gelogen habe, als ich zu Beginn sagte, dass ich niemals merklichen Kontakt zu Japan hatte. Oder sagen wir besser, ich hatte es ‚vergessen’.
Strukturiertes Arbeiten, das ist etwas, was ich wohl noch lernen muss. Nicht nur, dass ich Beiträge schreibe, die ich nicht zu Ende führe, auch dass ich Sätze bilde, die kein Ende nehmen. So war, was das Schreiben anbelangt, das Seminar eine tolle Übung.
Und das Seminar als solches? Regelmäßig am Ball bleiben, die Augen offen halten dafür, was für den nächsten Beitrag interessant sein könnte - anstatt sich einfach in den Seminarraum zu setzen und zu hoffen, dass die Zeit bald vorüber geht, die Anwesenheit als überflüssig empfinden, insofern keine Unterschriftenliste im Umlauf ist und sich irgendwann mit einer Hausarbeit quälen. Dass es nicht so ablief, dies war in der Tat eine angenehme Abwechslung zum universitären Standartbetrieb. Dass das Thema Japan für mich irgendwann zu einem Selbstläufer wurde, ich einfach unheimlich neugierig wurde, unbedingt wissen wollte, was wie zusammenhängt, sich wie bedingt, welche Aspekte, Intertextualitäten bei einem bestimmten Thema mit hineinspielen, kam dann erfreulicherweise hinzu.
Zu dieser positiven Kontinuität hat sicherlich auch die sich herausbildende Inter-Blog-Kommunikation, die nicht nur über die Comment-Funktion ausgeübt wurde, beigetragen. Dank Annas Blog weiß ich nun wahrscheinlich mehr über Japanische Kunst als über jede Andere. Kurios empfand ich auch, dass ich bei der Recherche über „Arbeit in Japan“ irgendwann bei Google auf meinen eigenen Blog stieß.
In einem Zeitungskommentar habe ich einmal gelesen, dass jeder, der einen Blog besitze, sich gleichzeitig für einen guten Journalisten halte. Nun bin ich weit entfernt von dem Gedanken, ein guter Journalist zu sein - geschweige denn, überhaupt ein Journalist zu sein. Doch die Quintessenz dieser Aussage kann auch ich unterschreiben. Allein die Tatsache des regelmäßigen Schreibens impliziert eine (wenn auch nicht vorhandene) Zuhörerschaft. Der Blog gaukelt vor, irgendwen interessiere die Trivia, die man so von sich gibt. Dies ist a) natürlich verheerend und b) unheimlich gut für das Selbstwertgefühl.
Weniger ist vielleicht oft mehr – ich werde nächstes Mal daran denken.


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